Öffnet man Instagrambekommt man schnell den Eindruck, die Welt da draußen besteht aus Unmengen von attraktiven, gesunden Menschen, die sich selbst genau so akzeptieren und lieben, wie sie eben sind. Sie scheinen das Ding mit der Selbstliebe regelrecht studiert zu haben. Bei den einen denkt man „Ist ja klar, du siehst ja auch toll aus, hast einen hübschen Freund und ein tolles Leben – wie soll man sich da nicht selbst lieben.“ Bei wieder anderen, die offen ihre Cellulite zeigen oder sich lustig in ihren Speck greifen, denkt man: „Ach schön, wie selbstbewusst sie ist und wie gut sie auch mit kleinen Makeln umgeht.“ In jedem Fall wird gepredigt, man soll seinen Körper doch bitte so akzeptieren wie er ist. Sich selbst lieben.
Decisions, Decisions, Decisions…
Diese Predigt ist schön. Ich habe sie schon oft gehört und sogar selbst gepredigt. Denn ja, es ist wahr, es gibt nur zwei Wege für dich, wenn du dich nicht wohl in deiner Haut fühlst:
- Du änderst etwas an deinem Lifestyle, an dir. Du nimmst das, was dich stört in Angriff und machst irgendwie, dass es weg ist oder sich verändert, so das du dich wieder wohl fühlst.
- Du lernst dich zu akzeptieren wie du bist. Du lernst dich selbst zu lieben. Denn erstens: no body is perfect und zweitens: Makel sind nicht schlimm, können sogar schön und einzigartig sein.
Easy oder? Du musst einfach nur zwischen 1 und 2 wählen und du wirst glücklich mit dir selbst. Toll!
Oder eben auch nicht.
Es gibt nicht schwarz oder weiss, nicht eins oder zwei, totale Selbstliebe und Akzeptanz oder Selbstzweifel und Komplexe. Es ist immer einer Mischung aus beidem und das macht es manchmal kompliziert.
Balance…
Jeder aber wirklich jeder hat Tage an denen er/sie sich toll findet, sexy, hübsch und begehrenswert und dann eben auch diese Tage an denen er/sie sich unwohl fühlt, weniger hübsch, ein bisschen zu dick, ein bisschen zu klein, ein bisschen zu krumm, nicht attraktiv. Wichtig ist aber, dass die Tage überwiegen, an denen es einem richtig gut in seiner eigenen Haut geht und weit häufiger vor kommen als diese anderen Tage.
Und wenn man es nicht schafft, dieses Gefühl zu überwinden, dass man sich nicht in seiner eigenen Haut wohl fühlt, dann muss man über grundsätzliche Veränderungen in seinem Leben nachdenken. Was immer das dann auch ist, was einen zu einem stärkeren Selbstbewusstsein verhilft.
…Du bist mehr als nur eine Hülle
Denn ganz ehrlich, es ist nicht immer „nur“ mit einem gesünderen Lebensstil oder mehr Sport getan. Sich attraktiv fühlen, ist ein Gefühl, das von innen herauskommt und auch damit zu tun hat, ob du glücklich in deinem Leben bist. Es kann sein, dass du dich besser fühlst, wenn du deinen Job wechselst, dein Freizeit anders verbringst, dir mehr Zeit für Freunde nimmst oder ein Projekt erfolgreich umsetzt. Wenn du Anerkennung für das bekommst, was du leistest. Sowohl im Job als auch im Privatleben. Das sind auch alles Punkte, die dich und dein Wohlbefinden beeinflussen, dich glücklich oder unglücklich machen können und das hat wiederum hat Einfluss auf dein Selbstbewusstsein.
Außerdem bist Du schließlich auch viel mehr, als nur eine Hülle, du machst dir mehr Gedanken, als nur über dein Aussehen. Dich machen Dinge aus, wie dein Witz, Intellekt, Charm, Herzlichkeit, Cleverness – dass sind alles Sachen, die dich auch attraktiv machen. Von innern heraus.
Ich denke, um sich in seiner äußerlichen Schale wohlfühlen zu können, gehört mehr als sich nur oberflächlich attraktiv zu finden. Man muss sich als Gesamtpaket gut fühlen. Wenn das der Fall ist, dann ist es auch viel einfacher äußerliche Makel zu akzeptieren. By the way: Wer legt überhaupt fest, dass dies oder das ein Makel ist, unattraktiv oder Person X zu dick ist?
Fazit – Die Sache mit der Selbstliebe
Selbstliebe ist nicht an einem schlanken Körperoder einem Healthy Lifestyle geknüpft. Du brauchst ebenso ein Umfeld in dem du dich wohlfühlen kannst, in dem du akzeptiert und anerkannt wirst. Ich will damit nicht sagen, dass man sich erst selbst lieben kann, wenn man von andern anerkannt wird. Ich will nur sagen, vergifte nicht dein Leben mit Dingen oder Personen, die dir auf Dauer kein gutes Gefühl geben. Lass nicht an deinem Selbstbewusstsein nagen.
Du musst dich Selbst lieben, bevor du jemand anderen lieben kannst. So heißt es. Dafür musst du deine Makel nicht unbedingt lieben – wenn du das aber schaffst, dann ist das schön – akzeptiere sie oder ändere vielleicht ein paar. Finde die Balance zwischen Weg eins und zwei und vor allem, mach dir bewusst, dass du mehr bist als nur eine schöne Hülle.