Ich bin jetzt ziemlich genau einem Jahr selbstständig und habe den letzten 12 Monaten Höhen und auch einige Tiefen erlebt. Ich habe Wochen gehabt, in denen glaubte ich, es war die beste Entscheidung ever und dann wieder Wochen, in denen ich dachte, dass ich all das nicht packe. Der Start in die Selbstständigkeit war auf jeden Fall kein Zuckerschlecken. Aber am Ende des Jahres bin ich froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe.
Meine Selbstständigkeit
Vielleicht kurz vorab ein kleines Intro: Ich habe die meisten Jahre meines Arbeitslebens damit verbracht, als Product Owner oder Projekt Manager für digitale Produkte zu arbeiten. Ich wollte in meinem Leben immer Karriere machen und man kann man wohl sagen, dass ich dieses Ziel erreicht habe. Meine letzten Stopps im Angestelltendasein waren die Bereichsleitung der Digitalen Produktentwicklung bei McFit und später dann Geschäftsführerin einer Fitness App. An einer Station angekommen, habe ich immer schon über den nächsten Schritt auf der Karriereleiter nachgedacht. Wie befriedigend das für mich war, kann ich gerne mal in einem anderen Beitrag behandeln.
Nach einer Auszeit beschloss ich, dass ich mich selbstständig mache. Zum einen mit meinem Blog und zum anderen als Freelancer. Hier wollte ich gerne wieder als Product Owner/Produkt Manager arbeiten, Firmen bei digitalen Marken und Projekten beraten oder strategisch und beratend bei Social Media Kampagnen und Kommunikation unterstützen.
So also meine Theorie. Mit einem Mix aus Ängsten, Selbstzweifeln und Zuversicht legte ich los.
Der Start in die Selbstständigkeit
Ein Gang zum Finanzamt und ein Brief später, schwups war ich selbstständig. Das war also schon mal easy. Da ich den Blog ja schon vorher eine ganze Weile hatte, hatte ich auch gleich zu Beginn schon Leser und Kunden. Das war ein gutes Gefühl. Gleich zum Start hatte ich auch die ersten Kooperationen und bekam gerade im Januar immer wieder Anfragen. Ich hatte das Gefühl jeder will jetzt endlich mal „was“ mit Influencern machen, (um auch mal dieses ungeliebte Wort zu benutzen). Auf dieser Ebene lief es wie am Schnürchen.
Zusätzlich hatte ich beim Arbeitsamt einen Gründerzuschuss beantragt. Dafür musste ich vorab erst mal einen Business Plan schreiben und mein Geschäftsvorhaben erläutern. Das hat viel Energie und Zeit gekostet und vor allem auch noch mal einige Ängste bei mir gestreut. Denn erst beim Schreiben des Businessplans ist mir das volle Ausmaß dieser Entscheidung bewusst geworden. Wie viele Aufträge brauche ich? Was muss ich direkt ans Finanzamt zurückführen? Welche Versicherungen brauche ich? Wie hoch muss eigentlich mein Tagessatz sein? Mir wurde klar, bis ich von meinem Geld in einen Urlaub kann, muss ich erst mal ganz schön viele Rechnungen zahlen.
Ich kann nur jedem raten vor so einem Schritt, einen Businessplan aufzusetzen. Es ist viel Arbeit, aber erst beim Blick auf die harten Fakten, weiß man, ob man sich trauen sollte oder nicht.
Der erste Rückschlag meiner Selbstständigkeit
Mein erster großer Downer ließ nicht lange auf sich warten. Ich bekam keinen Gründerzuschuss vom Arbeitsamt. Das lag (glücklicherweise) nicht an meinem Business Plan, sondern daran, dass ich vorher in der IT gearbeitet hab. Da der Arbeitsmarkt dort so unglaublich gut ist, würde für mich kein Grund bestehen, mich selbstständig zu machen. Das Arbeitsamt ist nämlich in erster Linie daran interessierte, ihre Schäfchen in einen sozialversicherungspflichtigen Job abzugeben. Der Gründerzuschuss ist kein Recht, sondern liegt im Ermessen des Amts.
Ich war irgendwie so zuversichtlich, dass ich Erfolg mit meinem Antrag haben würde, dass ich richtig geknickt war. Was habe ich also gemacht? Ich habe Widerspruch eingelegt und begründet, warum ich doch unbedingt einen Zuschuss brauche und es keinesfalls supereasy für mich ist, einen festen Job zu finden. Irgendwie hat mich der Rückschlag nur noch weiter angetrieben.
Drei Wochen später kam dann die Nachricht, dass mein Widerspruch abgelehnt wurde. Scheiße. Richtig große Scheiße.
Zum Glück hatte ich ein bisschen was auf der Kante. Ohne dieses Polster hätte ich den Schritt übrigens nie gewagt und würde es auch rückblickend nicht tun. Die ersten 6 Monate habe ich davon sehr profitiert. Ich beschloss also, weiterzumachen. Inzwischen war eh schon März und meine Selbstständigkeit lief.
Die ersten Wochen Selbstständigkeit
Neben der Beantragung auf einen Gründerzuschuss, war ich die ersten Wochen mit vielen anderen administrativen Dingen beschäftig. Die raubten mir viel Zeit und ließen kaum Platz, um mal wieder ein bisschen zu schreiben. Ich habe das Design und den Aufbau meines Blogs überarbeitet, eine Content Strategie erstellt, habe mir Vorlagen für Angebote und Rechnungen designt und natürlich die täglichen To Do’s gehändelt, (Mails beantwortet, Content geshootet, Bilder bearbeiten und so weiter). Ich habe wahnsinnig viel recherchiert und geschaut in welche Richtung ich gehen möchte. Ich habe mich gefragt mit welchen Firmen, ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen kann und habe angefangen, diese Firmen anzuschreiben. Parallel habe ich an meinem Lebenslauf gefeilt. Ich bin auf Networking Events gegangen und habe alte Kontakte aktiviert, um auch als Freelancer Fuß fassen zu können.
Meine erste Erfolge als Blogger
Die ersten Erfolge kamen schnell, vor allem in Bezug auf meinen Blog. Ich wurde, häufig von Unternehmen angeschrieben, die auf mich aufmerksam wurden. Das Feedback was ich bekam, schmeichelte mir. Es kamen sogar Anfragen rein, bei denen ich mich entschied auf eine Kooperation zu verzichten, weil sie nicht meinen Vorstellungen entsprachen. Das war schon eine Luxus Situation.
Time Management – Freelancer vs. Blogger
Zu beginn habe ich mich mit aller Energie auf meinen Blog konzentriert und habe hier richtig Gas gegeben. Ich hatte zwar jede Woche auf der Agenda mich auch als Freelancer zu bewerben, aber ich kam einfach nicht dazu. Auch wenn ich den ganzen Tag am Rechner und am Telefon geklebt habe, hatte ich dafür einfach keine Zeit.
Erst im April/Mai bin ich endlich dazu gekommen und habe die ersten Bewerbungen rausgeschickt. Ich hatte zwar inzwischen auch die ein oder andere Anfragen über Kontakte, aber das waren keine Projekte, die meinen Vorstellungen entsprachen. Als ich aber die ersten Bewerbungen rausgeschickt habe, war die Resonanz richtig gut und ich dachte, ich könnte mir jetzt aussuchen, was ich als Erstes mache. Ganz so war es dann nicht. Zusagen, die ich als sehr sicher betrachtete, zerschlugen sich aufgrund von Timings oder Budgets. Ich war immer wieder geknickt. Aber Aufgeben kam nicht in Frage.
Im Mai habe ich dann schließlich auch mit dem Feelancern angefangen. Das hat mich mega happy gemacht. Ich konnte endlich mal wieder in einem Team arbeiten und war nicht nur auf mich allein gestellt. Außerdem hatte ich wieder ein bisschen regelten Alltag, das tat gut. Ein großer Pluspunkt, war und ist natürlich auch die finanzielle Sicherheit, die ich durch die Beauftragungen habe. Seitdem gehe ich ca. 3 Mal die Woche ins Büro zu meinem Kunden und die anderen Tage habe ich Zeit für meinen Blog.
Inzwischen berate ich auch immer wieder Unternehmen bei ihren Social Media Aktivitäten, was mir großen Spaß bereitet und mich ein bisschen ruhiger schlafen lässt, weil ich so mehrere feste Auftraggeber habe.
Allerdings ist es schon so, dass ich echt wenig Zeit in meinen Blog investiert habe, seitdem ich so oft freelance. Im Prinzip fehlt mir ein 8. Wochentag an, dem ich Zeit zum Schreiben habe. Hier lerne ich mich gerade besser zu organisieren, damit auch das wieder klappt. Denn aufgeben möchte ich weder meinen Freelancer Job, noch meinen Blog. Schon allein, weil mir die Finanzielle Unsicherheit beim Bloggen einfach zu groß ist.
Wie es mit Selbstständigkeit weiter geht…
Wie ich mit den Themen Urlaub, Krankheit, Versicherungen umgegangen bin, berichte ich euch im zweiten Teil. Lasst mich auch gerne wissen, was euch zu dem Thema am meisten interessiert.
Zum Artikel: 1 Jahr Selbstständigkeit – meine Ups and Downs / Teil 2
Vielen Dank für diesen ehrlichen Einblick, Cati!
Dass das mit dem Gründerzuschuss nicht geklappt hat, ist ja furchtbar ärgerlich! Da hätte dich die Beratung vom Arbeitsamt aber auch vorwarnen können, wenn das für IT-ler häufig so läuft.
Ich kann trotzdem nur jedem empfehlen, Gründerzuschuss zu beantragen! Zum einen hilft das Geld, die Unsicherheit der ersten Monate zu kompensieren und wie du sagst, man ist durch den Businessplan gezwungen, sich mit vielen anstrengenden, aber wichtigen Dingen auseinanderzusetzen.
Mich würde vor allem interessieren, wie du die beliebte „Work-Life-Balance“ erreichst. Theoretisch könnte man ja jeden Tag arbeiten oder jeden Tag frei nehmen… Also an welchen eigenen Richtlinien orientierst du dich?
Liebe Grüße von Christin
http://www.chaosimkleiderschrank.de
Toller Beitrag! Neben deinem Ersparten, wie viel Sicherheit hat dir deine Ehe bei dem Schritt gegeben?
Liebe Grüße
Jessika
Liebe Larissa,
ganz lieben Dank für dein Feedback. 🙂 Freut mich total, dass dir der Beitrag gefällt.
Liebe Grüße,
Cati